Ut´n Dörpe

Plattdütsch doarf nich unterchoan! - Plattdeutsch darf nicht untergehen!

Auf dieser Seite finden Sie Anekdoten, lustige Begebenheiten sowie andere humorvolle, erwähnenswerte Geschichten rund um unser Dorf - bevorzugt im typischen “Lippoldshüschem Platt”.

Klane Vertelljeschichten up platt
- chesammelt von Gisela Damm ut Lippoldshusen


Chaut e freustücket spört me dän chanzen Dach,
Chaut e schlachtet spört me dat chanze Joahr,
Chaut e friet spört me dat chanze Leben.



Da Kaffeemaschine

Et was Hu-Arne, un et ching drunder un dröver. De Bure förde nur mo schnell na Hus, ümme ne Happen te eeten. A sechte for sine Fru: “Kook mek schnell ne Tasse Kaffe da tau!”. Sa harrn schon ne Kaffeemaschine - kennde hier in Dörpe noch kaaner.
Et durde un durde bis da Kaffe durch e loapen was. De Bure satt up haaten Kohlen und sechte for dän Freund von sienen klanen Jungen, da in de Köke speelden:
“Häwet jie oak son Schettding?” - Secht da Klane: ”Nein, wir kochen unseren Kaffee noch mit Wasser!”



En Bullenkalw

Bie en Bure hier in Dörpe moßte ne Kauh kalben. Ha un siene Fru harrn dän chanzen Oabend drup e toft, over et deet seek nichts, doa chingen se int Bedde. Sa leijen kaum, doa hörde de Fru wat bölken, sa sechte for öhren Mann: „Stoh man up, jetzt chat et los.“ De Bure toach sek nich erst an, a laap chliek met sien korten Nachthemede loas. Als ha nich wer kamm, dachte de Fru: Guck man moal, viellichte maste wat helpen. Dat Kalw was over schon doa, da Bure bückede seek jeroade un reew et met Stroah drüge. Weil se over so ne Funzele imStalle harrn, sach da Fru kaum watt un sechte: „Man Chott, dat Kalw hätt joa choar kan Fell“. Doa antworde da Bure: „Du Domeloken, Du guckest meek joa forn Oasch!“ Over en Bullenkalw is ett!“ - Düsse Cheschichte stund noch joahrelang in allen Hochtiedszatungen in Dörpe.

Bei einem Bauern hier im Dorf musste eine Kuh kalben. Er und seine Frau hatten den ganzen Abend darauf gewartet, aber es tat sich nichts; da gingen sie ins Bett. Sie hatten sich gerade hingelegt, da hörte die Frau was brüllen. Sie sagte zu ihrem Mann: „Steh man auf, jetzt geht es los.“ Der Bauer zog nicht seine Sachen an, sondern lief mit seinem kurzen Nachthemd los. Als er nicht wieder kam, dachte die Frau: Geh man hinterher, vielleicht musst du was helfen. Als sie in den Stall kam, war das Kalb schon da, der Bauer bückte sich gerade und rieb es mit Stroh trocken. Weil sie aber nur so eine kleine Funzel im Stall hatten, sah die Frau kaum etwas und sagte: „Lieber Gott, das Kalb hat ja gar kein Fell.“ Da antwortete der Bauer: „Du Domeloken, du guckst mir ja vor den Hintern, aber ein Bullenkalb ist es.“ - Diese Geschichte stand noch jahrelang in allen Hochzeitszeitungen im Dorf.



Wo is da Kempe?

Als wie usen Stall chrötter e but harrn und dat Vah ümmer mähr woord, hämme üsek entschloten, en Kempen te köapen. Bis doa henne woaren wie met dän Söjen ümmer nan Jemaandekempen e chohn. Morjens sechten wie for use Kindere: „Heute kommt der neue Eber.“ Alle freuden seek un maanden wunderwatt. Als use Sonja obends von speelen na Hus kamm, frauch et: „Ist der Eber schon da?“ Eek sechte: „Joa oben in övesten Stall, kuck ne deek moal an.“ Öet ching henn, kamm over boale wer un sechte: „Da ist keiner.“ Eek dachte, soll a over e sprungen sien un wech e loapen un ching mee, ümme te kucken. Da Kempe lach chanz ruhich in Stalle und eek sechte: „Doa is e doch.“ Sechte Sonja chanz enttäuschet: „Der sieht ja aus wie ein Schwein.“ Öt harr woll met janz wat anderen e reeket.

Als wir unseren Stall größer gebaut haben und das Vieh immer mehr wurde, haben wir uns entschlossen, einen Eber zu kaufen. Bis dahin waren mir mit unseren Sauen immer zum Gemeinde-Eber gegangen. Morgens sagten wir zu unseren Kindern: „Heute kommt der Eber!“ Sie freuten sich. Als Sonja abends vom Spielen nach Hause kam fragte sie: „Ist der Eber schon da?“ Ich sagte: „Guck ihn dir mal an, er ist in der oberen Box im Stall.“ Sie kam aber schnell wieder und meinte: „Da ist aber keiner.“ Ich ging mit ihr und dachte, vielleicht ist er übergesprungen und weggelaufen. Doch er war noch da und ich sagte: „Da ist er doch.“ Da sagte Sonja ganz enttäuscht: „Der sieht ja aus wie ein Schwein.“ Sie hatte unter Eber wohl ganz was anderes erwartet.



En Honichkaukenharte und ne chroaten Luftballon

In Lippoldshusen was Kermesse, et was de twedde oder dredde noan Krieje, alle sechten, et kümmet oak ne Bude met allerhand Warkes. Dat was chanz wat Nies for üsek Kindere, so watt kenden wie choar noch nich. Eek kreech over Zegenpeter utjereket an dän Doge un konn nich hänne. Oabends kamm over Hepens Berthold up miene Koomere un brochte meek en Honichkaukenharte un ne chanz chroaten Luftballon. Eek freude mek, over düsse Luftballon was meek nich jeheuer, eek dachte da könne nachts e platzen un du kreejest en haden Schrecken, eek harr schon ümmer Angest vor Jewitter un alles wat knallde un ballerde. Eek wass over jescheut un dachte, du mokest met ner Nodeln an chanz klanet Loch doarin, dat de Luft langsoam afftaan kann. Wat doa passert is, kann seek joa woll jedere denken. Bis hüte kann eek noch kenne Luftballons aff.

In Lippoldshausen war Kirmes, es war die zweite oder dritte nach dem Krieg. Alle sagten, es kommt auch eine Bude mit allerhand Sachen. Das war ganz was Neues für uns Kinder, so etwas kannten wir noch gar nicht. Ich bekam aber ausgerechnet Mumps an diesem Tag und konnte nicht hin. Abends kam Hepens Berthold auf mein Zimmer, er hatte mir ein Lebkuchenherz und einen ganz großen Luftballon mitgebracht. Ich freute mich, doch der Luftballon war mir nicht geheuer: Ich dachte er könnte nachts platzen und ich bekäme einen furchtbaren Schrecken. Ich hatte schon immer Angst vor Gewitter und allem was knallte und ballerte. Ich war aber gescheit und wollte mit einer Nadel ein ganz kleines Loch in den Luftballon machen, damit die Luft langsam abziehen konnte. Was dann passiert ist, kann sich ja jeder denken. Bis heute mag ich keine Luftballons.

  



Da kranke Christel un dat Schwien

Dütt passeerde noan ersten Weltkrieje, ett droffte nich schwart e schlachtet wärn un oak nich e handelt. Alles watt na Münden rinn un rut ching woort kontroleert. An allen Brühn stunden Posten. Use Chrossvoater harr nun ennen inner Stadt an Schwien versprooken, wusste et over nich henn te kriejen. Doa kamm ne dat Schicksoal ta Hülpe. Fröhliches Christel word so krank, datt  a schnellstens int Krankenhus mosste. Auto harr noch kaner in Dörpe. Doa chawen se dän Chrossvoater chaue Woore, off a ne nich met en Utföhrewogen runder föhren könne. Dat kamm dän Chrossvoater wie cheraupen. Ha konn selver e schlachten, a kloppede schnell dat Schwien vorn Kopp, mokede et blank un lechte et in dän Utföhrewogen, met Decken tau jedecket un dicke Stroah drover. Doa drupp word da kranke Christel e lecht un loas ching et. Als se an der Werrabrüh ankamen, frauch da Posten: „Was haben Sie geladen?“ Sechte da Chrossvoater, a sprok hessischen Dialekt: „Gucken se rinn, wolln se ne hon, wenn dä nich boale ins Lazarett kimmt, isse hän.“ Ohne Kontrolle konn se wier e föhrn. So kamm Christel ta rechten Tied int Krankenhus un dat Schwien oak an sien Mann.



Chrossmutters Jeburtsdach

Eek harr meek en Blaumenstrutz utn Howe langet un woll nan Kerkhowe, miene Chrossmutter härre hüte Jeburtsdach a hat un wöre hundert Joahre woorn. Fröcht da klane tanjährige Dirk „Willst Du zum Friedhof?“ Eek seeche „Joa, miene Chrossmutter wöre hüte hundert a woorn, sa is erst seben Joahre doate, nun overlech e moal, wie oalt sa woorn is?“ Secht da Klane: „Das weiß ich doch nicht, ich habe sie ja gar nicht gekannt.“



Koale Feute

Da klane Hans harr niee Chummistewele kreejen. Siene Mutter harr ne da koft, weil e ümmer natte Feute harr bien buten rümm weulen. Ha fund da Stewele janz faan un tooch se en chanzen Dach nich ut oak obends nich als a in Bedde ching. Ha lechte seek stikum int Bedde von sien Chrossvoater, weil a bi dän chern schlaap. Da merkede nichts, sechte over dän anderen Morjen vor siene Schwägerdochter: „Eek chloäwe da Junge werd krank, da hätt da chanze Nacht kenne warmen Feute krejen.“